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Mit dem verspulten Videotheken-Hit „Donnie Darko“ wurde er bekannt, mit der Rolle als schwuler Cowboy in „Brokeback Mountain“ weltberühmt. Über Filme, die zu cheesy werden, ein Lied von Amy Macdonald und die Handschrift von David Bowies Sohn.

Inzwischen gehört Jake Gyllenhaal zu den gefragtesten Jungschauspielern Hollywoods. Zwischen ambitionierte Rollen streut er kommerziell erfolgreiche Blockbuster („The Day After Tomorrow“, „Prince of Persia“) ein. Gyllenhaal stand sogar im Auswahlverfahren für die Superheldenrollen in „Spiderman“, „Batman Begins“ und „Superman Returns“. Nun darf er in „Source Code“ immerhin Chicago retten.

Hallo Jake, eine Frage, die uns unter den Nägeln brannte: Wie wird eigentlich dein Nachname ausgesprochen? Mit “G” wie Gustav oder “Dsch” wie Dschinnie?

Mit einem Dsch…Dschillenhaal. Ich weiß nur zu gut, dass es kein einfacher Name ist. Manch einer traut sich gar nicht, ihn auszusprechen. Sie sagen dann nur: Guten Tag, Mister…nuschelt etwas Unverständliches. Das finde ich schon frech.

Amy Macdonald hat ein Lied über mich geschrieben? Das ist ja sehr nett

Damit Probleme in der Schule gehabt?

Nein, meine ältere Schwester (Maggie Gyllenhaal) musste die Hauptlast der falschen Aussprache tragen. Und mit der legt man sich mit der besser nicht an. Sie hat dafür gesorgt, dass unser Umfeld, Lehrer wie Schüler, gut gebrieft waren, als ich dann in die Schule kam.

Alle lachen, nicht nur die Frauen, denn Jake ist ein so netter Kerl. Und er besitzt eine natürliche Niedlichkeit, man möchte ihm direkt den Schlaf aus den Augen reiben.

Kennen Sie eigentlich das Lied, das die Songwriterin Amy Macdonald für Sie geschrieben hat?

Amy Macdonald hat ein Lied über mich geschrieben? Das ist ja sehr nett. Ich hoffe, sie musste meinen Nachnamen nicht aussprechen. Aber nein, ich kenne das Lied nicht.

Die Runde übt sich im Smalltalk, Gyllenhaal in Bescheidenheit. Kaum zu glauben, dass er den Song „L.A.“ nicht kennt, bezeichnet ihn die Sängerin doch als „mit Abstand schönstes Ding, das je erschaffen wurde.“

Wie kam es, dass Sie sich dazu entschieden haben, einen Film mit Duncan Jones zu machen, einem Regisseur, der nur einen – zugegeben – fantastischen Film vorzuweisen hat?

(mit verstellter Stimme) Der Regisseur hat also einen fantastischen Film gemacht. Warum wollen sie trotzdem mit ihm arbeiten?

Na ja, es hätte sich ja auch um eine Eintagsfliege handeln können…

Okay, als ich „Moon“ sah, Duncans Erstlingswerk, fand ich ihn großartig. Der Film ist wunderschön, er besitzt einen einzigartigen Rhythmus, dazu wurde er mit erstaunlich wenig Geld realisiert. Es war, als hätte ihn eine sehr sichere Hand geführt und ihn umsichtig geplant.

Also keine Eintagsfliege…

Nein, denn das war eindeutig die Handschrift des Regisseurs. Dazu kommt die unglaubliche Performance von Sam Rockwell. Ich fragte also meinen Agenten, ob man sich nicht einmal mit diesem Regisseur treffen könne. Wir trafen uns, und ich fand ihn ganz wundervoll, wir verstanden uns auf Anhieb. Er ist eine gute Seele, und er hat eine Menge positiver Energie.

Ich kann es gar nicht erwarten, dass Duncan mal einen richtigen großen Film macht

Bekommen Sie nicht so häufig solch komplexe Geschichten zu lesen?

Man hofft natürlich immer darauf, solche spannenden und vielschichtigen Stoffe vorgesetzt zu bekommen. Als wir „Donnie Darko“ gedreht haben, musste ich jeden Tag fragen: Wo waren wir, wohin ist Donnie gegangen, ah, richtig, dahin, also hat er noch nicht das gemacht, habe ich den Typen schon getroffen? Jedem Tag ging eine intellektuelle und emotionale Studie des Stoffes und der aktuellen Position der Hauptfigur voraus. Und auf so etwas hoffe ich eigentlich bei jedem Film, den ich drehe.

Sie waren von Anfang an Teil des Films, haben gar den Regisseur vorgeschlagen. Ist „Source Code“ deswegen ein wenig mehr Ihr Film als es andere Filme gewesen sind?

Ich habe ein klein wenig mehr gemacht als nur Schauspieler zu sein, das stimmt. Denn ich habe an diesen Film geglaubt, und dieser Glaube wurde durch die Tatsache bestärkt, dass Duncan die Regie geführt hat. Fast eine seltsame, gar kosmische Fügung. Duncan ist verantwortlich dafür, dass ich mich in den Film hineinversetzen konnte.

Mussten Sie aufpassen, dass „Source Code“ nicht zu cheesy wird? Schließlich verheißt der Plot auf den ersten Blick ja leichte Thrillerkost.

Auf jeden Fall, wir haben stets das Publikum im Hinterkopf. Es gab Momente, die waren zu durchschaubar und abgeschmackt, es gab aber auch Momente, in denen sich der Film selbst zu ernst genommen hat. In die haben wir dann Lacher eingefügt. So ist der Humor des Films entstanden. Denn wir haben eh die ganze Zeit Witze gerissen, haben nichts zu ernst genommen, außer natürlich aus „Source Code“ einen guten Film machen zu wollen. Wir sind schon sehr seriös an die wissenschaftliche Kernidee herangegangen, die dem Film zugrunde liegt. Ich kann es gar nicht erwarten, dass Duncan mal einen richtigen großen Film macht und so seine Vision gar noch mehr Leute erreicht.

Bemühen Sie sich eigentlich um eine Balance zwischen großen Filmen wie „Prince of Persia“ und kleinen Filmen wie „Source Code“?

Nein, ich denke, die Leute werden sich nicht von der Größe des Budgets täuschen lassen, denn wenn es ein guter Film ist, werden sie ihn finden und reingehen. Bestes Beispiel dieses Jahr ist doch „Black Swan“. 2005 war es „Brokeback Mountain“, und selbst „Donnie Darko“ war ein sehr erfolgreicher Film. Was vielleicht auch daran liegt, dass sich das Film-Business verändert.

Auf welche Weise?

Man kann viele gute und abgefahrene Ideen umsetzen. Paradoxerweise ist es gleichzeitig sehr viel schwerer geworden, Filme mit einem sehr kleinen Budget zu machen. Aber gewisse Veränderungen im Filmgeschäft haben dazu beigetragen, dass nun junge und sehr talentierte Kreative Geld zur Hand bekommen. Und das ist gut so. Denn ich würde niemals meine Lebenszeit für eine Rolle vergeuden, für die ich nicht eine tiefe Zuneigung empfinde.

Anmerkung: Kleine Journalisten wir ich treten Hollywoods Größen gerne im Dutzend gegenüber. Die Fragen kommen also nicht nur aus meinem Mund. Darauf wird der Leser aber selten hingewiesen, wenn er das Interview dann liest. Dieses Interview ist jedenfalls eine Gemeinschaftsproduktion.

Erschienen auf: brash.de