Stroke Berlin
Ob Urban Art inzwischen Mainstream ist? Keine Ahnung, auf jeden Fall mag Deine Mutter ihren Banksy-Bildband ungemein. Die Stroke in Berlin ist so eine Messe für Kunst aus der Stadt und für die Stadt. Aufgeteilt war der Heidenspaß in zwei Bereiche, einen kuratierten und einen, in den sich Menschen einkaufen konnten, weil sie mal aus sehr einleuchtenden, manchmal auch aus weniger erfindlichen Gründen nicht eingeladen worden waren.
Auf Messen wie der Stroke sieht man viele Leute zwischen 25 und 45 Jahren, die an Kunst interessiert sind und auch danach aussehen. Und in Berlin sieht ja eh fast jeder so aus, als sprühe er mit einem Stencil Parolen für das gute Leben und gegen den Tourismus auf die Gehsteige. Also ist es fast schon ironisch, dass mir der Bereich der Münchener Künstler fast am besten gefallen hat. Besonders schick waren die Fotomontagen der Fotografin Eva Hartmann, viel besser als die unsäglich hyperrealistischen und detailübersättigten HDR-Aufnahmen, die ein Stockwerk weiter oben ausgestellt wurden.

Eigentlich sollte die Katze zufriedener gucken. Schließlich wurde ihr gerade ein Mittagessen gephotoshopped.
Das Schöne an den Fotos von Frau Hartmann: Sie gefielen und war noch nicht mal teuer. Mein Assisent Moritz, der mich begleitet und das Stativ für meine Handy-Kamera geschleppt hat, wäre gerne in den Besitz des Bildes mit der Katze gekommen. Aber sein Assistentengehalt reicht leider nur für Briefmarken.
Liebe Eva, wenn Du das liest, dann schreib mir doch mal, vielleicht kommen wir ja noch ins Geschäft.
Im Obergeschoss nun waren die üblichen Verdächtigen verammelt. Johan Potma ist immer zugegen, wenn es Kunst zu verkaufen gibt, ob auf der Stroke oder sonntags auf dem Flohmarkt am Boxhagener Platz in Friedrichshain. Ich bin mir sicher, dass der Meister nicht schlecht verkauft – seine ulkigen Charaktere erinnern immer ein wenig an Walter Moers, und sie geben prima Geburtstagsgeschenke ab.
Potma macht quasi Diddl-Mäuse für den alternativen Jedermann, und ich persönlich kann den Ansatz, mit Kunsthandwerk tatsächlich Geld verdienen zu wollen, gar nicht genug begrüßen.
Auch die Gruppe Innerfields waren da, nicht persönlich, aber immerhin bestens vertreten durch meinen lieben Freund Martin, der vor den Bildern saß und sie wie ein Schießhund bewachte, damit sie ja keiner kaufe. Martin war in Begleitung zweier junger Frauen, eine davon mit Kind und Hund.
Sieht auch nicht happy aus. Vielleicht, weil er weiß, wie sinnlos eine Flucht ist, solange der Peilsender an ihm klebt.
Der Hund kläffte mich an, das Kind war blond, propper, mit Windelhintern und einer sportlichen de Antwoord-Frisur versehen. Weil Hund und Kind anscheinend dazu neigten, auf ihren Abenteuern verlustig zu gehen, wurde beiden vorsorglich eine Handynummer angeklebt. Findig, diese Menschen aus dem Kunstgewerbe.
Weil ich nur Positives berichten möchte, klemme ich mir Seitenhiebe auf weitere Kunstwerke. Doch bevor ich diesen Post mit einer Probierempfehlung für eine neue Fritz-Cola beende, anbei noch eine Geschichte über die Angestellten einer öffentlich-rechtlichen Sendeanstalt, die kleine Tragik und große Komik bietet:
Unter anderem unterhielten mein Assistent Moritz und ich uns sehr lange mit Eugen, einem freundlichen und (natürlich) kreativen Typen, der mit seinem Kollektiv Quintessenz Creation einen wirklich guten Stop-Motion-Film gemacht hat, den ich zu Eurer Bequemlichkeit hier gleich mal eingebette habe:
Eugen hat nun erzählt, dass sie erst neulich auf einem Festival irgendwo im Osten eingeladen waren (Nachtrag: Es handelte sich um die IBUg in Glauchau), um dort eine Rauminstallation zu errichten. Es dauerte mehrere Tage, bis sie den mehrere Meter hohen Raum gestrichen und mit hunderten von Schnüren durchspannt hatten, an denen sich dann das durch Deckenfluter einfallende Sonnenlicht brach. So jedenfalls habe ich seine Beschreibungen verstanden.
Drei Stunden vor Eröffnung der Ausstellung kam ein Kamerateam des MDR vorbei. Wie es sich mit Kameramännern dieser Sendeanstalt so zu verhalten scheint, waren seine motorischen Fähigkeiten ebenfalls nur auf ein Mindestmaß, also den Bildausschnitt, beschränkt. Kurzum, er trat ein immens wichtiges, tragendes Stahlseil um.
Die kompletten Schnüre und damit weißderhimmelwieviele Stunden Arbeit machten „Peng“ oder auch „Knall“ und fielen herab auf den Boden. Der Kameramann aber machte bloß ein trotziges: „Hätt‘ ich das nicht umgetreten, hätt‘ es ein anderer getan“, und ging seines Weges. Sauerei. Deinstallateur. Kaninchentottreter.
Bald sind die Jungs aber wieder im Einsatz, um die Installation erneut aufzubauen, auf Einladung des Bürgermeisters. Auf die Berichterstattung bin ich mal gespannt.
Und hier nun noch der versprochene Getränketipp: Ein kleiner Hamburger Hersteller hat eine Cola auf den Markt gebracht, die nicht mit Zucker, sondern mit Steriol-Glycosiden gesüßt wird. Der Inhaltsstoff war bis vor Kurzem verboten, angeblich hatte die Zuckerlobby da ihre klebrigen Finger im Spiel. Steriol-Glycosiden soll gesünder sein, hat unter anderem viel weniger Kohlenhydrate, und so weiter.