Knall auf Fall
Felix Baumgartner ist vermutlich der zweitberühmteste Österreicher der Welt. Momentan jedenfalls. Kein Wunder, dass wir Erdenmenschen da so allerhand von ihm wissen wollen. Etwa, ob er – der sich aus 39 Kilometern Höhe aus einer Kapsel steigend dem freien Fall überlässt – denn überhaupt die Angst kenne. Ja, war seine Antwort darauf, er habe Ängste wie jeder andere auch, nur keine Höhenangst, hahaha.
Keine Höhenangst
Das Lachen müssen wir uns vorstellen. Wir müssen uns auch das gesamte Gespräch vorstellen. Es dürfte ein E-Mail-Interview gewesen sein. Zumindest hoffe ich das für die Kollegen der Kleinen Zeitung, in der das Gespräch mit Baumgartner erschienen ist. Baumgartner beginnt es mit einem Paukenschlag. Die bunte Frage nach seinen politischen Ambitionen beantwortete er mit dem Scheitern des wahrscheinlich drittberühmtesten Österreichers der Welt. Der Wortlaut:
„Nein, man hat das am Beispiel Schwarzenegger gesehen: Du kannst in einer Demokratie nichts bewegen. Wir würden eine gemäßigte Diktatur brauchen, wo es ein paar Leute aus der Privatwirtschaft gibt, sie sich wirklich auskennen.“
Lagerhaft mit Freigang
Aha! Das kann also dabei heraus kommen, wenn man die Welt von ganz oben sieht. Da unten wir kleinen Lichtlein. Und am Horizont die ganz großen Ideen. Sollte man doch eigentlich kurz nachhaken. Wie meinen Sie das, Herr Baumgartner, dass man in einer Demokratie nichts bewegen kann?
Und: Was ist das eigentlich, eine gemäßigte Diktatur? Die gerecht strafende Hand des liebenden Vaters, Herr Baumgartner? Sanfte Unterdrückung, Herr Himmelsstürmer? Ein bisschen Folter, Herr Baumspringer? Also allenfalls Waterboarding, Herr Stürmer? Lagerhaft mit Freigang, Herr Himmler?
Und dann: Geführt von ein paar Leuten aus der Privatwirtschaft, die sich wirklich auskennen. Womit auskennen? Mit der Finanzierung von Weltrekorden, die kein Arsch braucht? Mit dem Transfer von Millionensummen auf Konten in der Schweiz, dem neuen Domizil des Ikarus?
Jede Menge Bullshit
Man liest das und denkt sich: Warum hat da nicht jemand von Red Bull eingegriffen. Die haben doch sicherlich jede Menge Spezialisten für Bullshit. Der Laden besteht doch quasi aus einer gigantischen Marketingabteilung. Und „gemäßigte Diktatur“ wird einfach durchgewunken. Interessant. Fahrlässig.
Dass Felix Baumgartner sich mit seiner Aussage nun als geistig und politisch grobschlächtiger Tiefflieger bloßgestellt und sich in die Nähe des leider berühmtesten Österreichers der Welt gerückt hat, steht noch einmal auf einem ganz anderen Blatt.
Hoffen wir nur, dass Red Bull bald wieder auf dem Damm ist, um kritische Aussagen gemäßigt zu zensieren. Etwa, wenn Sebastian Vettel Weltmeister werden sollte. Sonst stürzen wir gottverdammten, radikalen Demokraten uns wieder auf die Leute aus der Privatwirtschaft. Die wo sich auskennen. Und auf deren tumbe Weltrekord-Werbeträger.