Stählerne Schlachtschiffe mit grauem Anstrich dümpeln heute als Museumsschiffe im Brackwasser amerikanischer, russischer und auch deutscher Häfen. Trotzdem ist das Kriegsgerät aus alten Zeiten schwer in Mode. Mit World of Warships vervollständigt Wargaming.net seine Kriegstrilogie, auf der Gamescom in Köln können Besucher eine erste Demoversion spielen.
World of Tanks, World of Warplanes und nun World of Warships: Bereits die Titelwahl deutet darauf hin, wie ähnlich sich die Spiele sind. Der weißrussische Spielehersteller und Publisher hat ein Markenuniversum mit hohem Wiedererkennungswert geschaffen; einen geschlossenen Kreislauf von pseudohistorischen, interaktiven Schlachtengemälden in Kaffeepausenlänge.
Ihre Gemeinsamkeiten liegen in der vermeintlichen Kostenfreiheit und der anvisierten Spielerschar: Männer über 30, deren Frauen sich am Samstagabend nicht für ein Kleid entscheiden können und den wartenden Gatten deswegen etwas Leerlauf verschaffen. Mit diesen Worten haben jedenfalls die Macher vonWorld of Tanks versucht, ihre Zielgruppe bildhaft zu beschreiben.
Das Panzerspiel gehört mit seinen angeblich rund 90 Millionen Nutzern zu den bekanntesten Markenexporten Weißrusslands. Der Umsatz betrug 2013 knapp 280 Millionen Euro. Das bedeutet Platz sechs unter den erfolgreichsten Massen-Onlinespielen der Welt. World of Warships soll ähnlich erfolgreich werden. Oder zumindest erfolgreicher als das Flugzeugspiel, das sich für viele Gelegenheitsspieler als zu schwierig erwiesen hat.
Premium-Account kostet acht Euro im Monat
Alle drei Spiele sind reine Multiplayer-Titel. Auf jeder Seite beschießen sich bis zu 15 Kontrahenten gleichzeitig in altertümlichen Panzern, Flugzeugen und nun auch von Kriegsschiffen aus. Wer im Endgame, also gegen die stärksten Vehikel, eine Chance haben will, muss entweder tagein, tagaus zocken, oder sich doch einen Premium-Account zulegen. Der kostet umgerechnet etwa acht Euro im Monat. Dafür gibt es pro Gefecht einen Bonus auf Erfahrung und mehr virtuelles Geld, um anschließend die eigene Flotte aufzurüsten.
In World of Warships dauert eine Partie höchstens eine Viertelstunde. Vier unterschiedliche Schiffsklassen stehen dabei zur Auswahl: Zerstörer, Kreuzer, Schlachtschiffe und Flugzeugträger. Mit Torpedos schlagen die kleinen Zerstörer die schwerfälligen Schlachtschiffe. Die wiederum nehmen am liebsten mittelgroße Kreuzer aufs Korn und so weiter. Es ist das altbewährte Prinzip: Schere, Stein, Torpedo.
Es geht nicht um historische Fakten, sondern um Spaß
Nicht ins Spiel aufgenommen wurden U-Boote. Eine nachvollziehbare Entscheidung, die zeigt, dass es den Spielen von Wargaming.net nicht um historische Akkuratesse geht, sondern um leicht zugängliche Scharmützel und um Spielspaß. „Es gibt sehr realistische Militär-Simulationen, aber die sind oft langweilig und werden nur von einer Handvoll Hardcore-Spielern genutzt“, sagt Geschäftsführer Victor Kislyi in Köln.
Flugzeugträger sind am verwundbarsten und halten sich am besten aus der direkten Schusslinie. Sie spielen sich im Gegensatz zu den anderen Schiffsklassen eher wie ein Echtzeit-Strategiespiel, mit dem Schiff als Basis und unterschiedlichen Flugzeugklassen wie Aufklärern oder Angriffsflugzeugen als Einheiten. Der Spieler bestimmt, welche Ziele mit welchen Flugzeugtypen angegriffen werden. Die künstliche Intelligenz übernimmt allerdings die Steuerung.
Die Spielgeschwindigkeit ist langsamer als beim schon recht gemächlichenWorld of Tanks, gleichzeitig ist das Gameplay durchaus abwechslungsreich. Der Spieler schippert nicht über den Ozean und feuert blind Breitseiten ab, sondern organisiert sein Schiff. Ein fähiger Kapitän zur See ist mehr Manager als Steuermann und koordiniert, bestenfalls in Abstimmung mit den anderen Spielern der Flotte, Angriff und Abwehr.
Das kann so aussehen: Zwei Flotten stehen sich in einem pazifischen Setting gegenüber. Die Sonne geht unter, das Meer ist ruhig, die Karte ist gespickt mit kleinen Inseln, hinter denen feindliche Einheiten lauern können.
Zuerst werden Scout-Flugzeuge ausgesandt, um die Position der gegnerischen Schiffe zu erkunden. Wagen sich feindliche Schiffe in die Reichweite der eigenen Geschütze, wählt der Spieler zwischen panzerbrechenden Geschossen gegen ebenbürtige Gegner und hochexplosive gegen kleine oder überlegene Schiffe. Informationen wie der Abstand des anvisierten Feindes werden im Fadenkreuz angezeigt.
Bisher nur in der Testphase
Feuern die großkalibrigen Geschütze ihre Salven auf die Position des Gegners, kann der Spieler mit der Kamera den Geschossen folgen. Schlagen die Granaten ein, simuliert das optische Schadensmodell Hüllenbrüche und Brände.
Ein Schlachtschiff kann mehrere Treffer einstecken, bis es kampfunfähig ist. Eine wichtige Rolle spielt dabei die Trefferzone. Wird etwa der Maschinenraum getroffen, verlangsamt sich die Fahrtgeschwindigkeit eines Kampfschiffes, es kann aber immer noch schießen. Wird das Radar getroffen, verringert sich die Sichtweite.
Dazu kommt die Verteidigung des Schiffs. Abfangjäger müssen rechtzeitig gestartet werden, den herannahenden Torpedos, die eine weiße Spur durch das Wasser ziehen, muss man ausweichen. Je größer die Wasserverdrängung eines Schiffs, desto schwerfälliger lässt es sich steuern.
Kleine Karten werden eine Seitenlänge von 50 Kilometern haben, bei größeren wird sich diese Zahl verdoppeln. Wahrscheinlich werden auf jeder Seite bis zu zwölf Schiffskapitäne gegeneinander antreten. Noch befindet sich World of Warships in der geschlossenen Testphase, eine Veröffentlichung ist in diesem Jahr nicht mehr geplant.